5.Festival 2001
Kulturen der Welt
"Women´s Voices"
September 2001
September 2001
Infos, Hintergründe, Zeitung, Artikel
(Stand 27.08.2001)


Zum Festival ist eine Zeitung erschienen, die im Lohmarer Stadtgebiet kostenlos an ca. 3.000 Haushalte, bei Ärzten, Banken sowie in einigen Geschäften verteilt werden. Ca. 700 Exemplare stehen bei den Konzerten zur Verfügung. Die Gesamtauflage ist 5.000.
(Sie können durch Anklicken der Grafiken eine Abbildung der Zeitungsseite (in separatem Fenster) laden oder durch Anklicken der Überschriften in der rechten Spalte den Text lesen.)

Seite 1: Leitseite (355 kB)

Seite 2: Musikinfos (444 kB)

Seite 3: Initiative und Projekte (471 kB)

Seite 4: Berichte (504 kB)

Die Seite Null:
(Die folgenden Artikel konnten aus Platz- und Termingründen leider nicht mehr in der Zeitung erscheinen und sind nur hier im Internet veröffentlicht.)

Plakat (84 kB)


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webmaster ksausw@lohmar.org
Eine Produktion für Copyright bei mit Unterstützung der
Lohmar-Online Web-Express Schoenenberg-Computer GmbH
Grußwort Bürgermeister Horst Schöpe
Liebe Lohmarerinnen und Lohmarer, verehrte Gäste,
schon seit Längerem ist es in Lohmar eine gute Tradition, dass diejenigen eine Stimme erhalten, die man sonst nicht so lautstark hört.

In diesem Jahr werden sich insbesondere die Frauen Gehör verschaffen. Unter dem Motto "Women´s Voices" steht die diesjährige Veranstaltung der "Initiative Kulturen der Welt".

Die eindeutige Botschaft: Frauen werden immer noch Opfer von Gewalt und Diskriminierung und es ist wichtig, darüber zu informieren.

Auch bei diesem 5. Festival "Kulturen der Welt" begegnen sich Menschen aus den unterschiedlichen Ländern, und ganz offensichtlich sind diese Feste eine Bereicherung für alle.
Künstlerinnen und Künstler aus über 30 Nationen und 5 Kontinenten haben uns hier in Lohmar bereits in den vergangenen Jahren mit ihrer authentischen Kultur in Form von Musik und Kunst verzaubert und fasziniert.

Auch in diesem Jahr verspricht uns das Programm des Festivals den Duft der großen, weiten Welt.
Gegenseitiger Respekt vor der Kultur der Anderen ist ein weiteres Ziel dieser Veranstaltung. Und ich bin mir sicher, dass auch dieses Festival dazu beitragen wird, andere Kulturkreise kennen zu lernen, zu verstehen und den eigenen Horizont zu erweitern.

Es ist schön, dass es in Lohmar Initiativen gibt, die uns jedes Jahr auf`s Neue Teil eines multikulturellen Erlebnisses werden lassen.

Dafür möchte ich mich - auch im Namen der Stadt - bei allen Beteiligten, insbesondere bei dem Veranstalter "Initiative Kulturen der Welt" herzlich bedanken.

Für die Zukunft bleibt mir nur zu wünschen : "Weiter so !"

Horst Schöpe (Bürgermeister der Stadt Lohmar)
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Grußwort Schirmherrin Eugénie Musayidire (+Kurzbio)
"Akanyoni kaguruka kamenya iyo bweze"
Ein Vogel, der fliegt, weiß wo die Körner sind. Ein Vogel, der fliegt, genießt die frische Luft über den Bergen und Seen. In allen Himmelsrichtungen, in unterschiedlichen Farben und Rassen begegnen sie sich. Mit unterschiedlichen Tönen singen sie am Morgen die Melodie der Freiheit und wecken die Herzen und Seelen von Menschen, die Durst nach Freiheit haben und Freiraum erträumen.
Zum 5. Mal wird in Lohmar dieser Traum wahr.
Am 15.9.2001 findet in Lohmar ein Fest statt und Bürger und Bürgerinnen wollen Zeichen setzen. Sie wollen die Sache beim Namen nennen: "Akzeptanz statt Toleranz".
"Women's Voices - Les voix des Femmes - Amajwi y'Abategarugori". Frauen aus dem Norden und Süden, aus dem Osten und Westen werden an diesem Tag im Mittelpunkt stehen.
Sie werden ihre bunten Kleider anziehen, sie werden singen und fliegen beim Tanzen, sie werden ihre Stimmen erheben.
Lohmar öffnet die Türen und macht einen Schritt als Vorbild für alle, die noch auf dem Weg sind.
Meine beste Gratulation, meinen herzlichen Dank an alle, die diesen Tag mit viel Kraft und Liebe möglich gemacht haben.

Bis bald in Lohmar

Eugénie Musayidire (Schriftstellerin)
(*) Eugénie Musayidire ist in Ruanda geboren und lebt seit Ende der 70er Jahre in Deutschland. 1994 wurde im ruandischen Bürgerkrieg ihre gesamte Familie, darunter ihre Mutter und ihr Bruder, ermordet. In ihrem vielbeachteten Buch "Mein Stein spricht", hat sie ihre Trauer schriftlich niedergelegt. Ihre therapeutische Auseinandersetzung mit der Ermordung begleitend erinnert sie sich an Szenen aus der Heimat, schildert die Beziehung zu ihrer Mutter und geht immer wieder der Frage nach, wie der Nachbar, mit dem die ganze Familie freundschaftlich verbunden war, zum Mörder ihrer Mutter und der weiteren Verwandtschaft werden konnte. Im letzten Jahr hat sie, begleitet von einem Filmteam des SWR, ihre Heimat besucht und den Mörder ihrer Mutter im Gefängnis besucht. Dabei ist der beeindruckende Dokumentarfilm "Ich traf den Mörder meiner Mutter" entstanden. Die Initiative freut sich, sie als Schirmherrin für das diesjährige Festival gewonnen zu haben.

Mehr über Eigénie Musayidire.
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"Wer hätte das gedacht...?
Editorial
Subventionierte Initiativen und Vereine müssen ihren Aufgaben und Zielsetzungen gerecht werden. Das ist die berechtigte Forderung derjenigen, die für die Vergabe der Mittel zuständig sind oder sie bereit stellen. Dass diese Regel nicht überall eingehalten wird, zeigen Fallbeispiele aus anderen Kommunen, wo Fördermittel im Gießkannenprinzip verteilt oder schlicht zur Sanierung des Stadtsäckels umgeleitet werden. In einer Nachbargemeinde musste sich sogar amnesty international einschalten, um die Fehlinvestition öffentlich zu machen. In Lohmar stimmt zumindest die grobe Richtung.

Seit nunmehr fünf Jahren findet dieses Festival, deren Organisatoren sich zur Aufgabe gemacht haben, die Bürgerinnen und Bürger für die Belange "fremder" Völker, Nationen und Kulturen zu sensibilisieren, mit steigenden Besucherzahlen und wachsendem Medieninteresse statt. Das Konzept mit einer Mischung aus Unterhaltung und Information geht also auf. Wo sonst können die z.T. aus dem Engagement einzelner Personen oder Familien bestehenden Initiativen ihre arbeitsintensiven Projekte vor einem solch großen Forum präsentieren und für ihre jahrelange Arbeit werben? Und wo sonst trifft ein Bergisches Blasmusikcorps auf eine persische Sängerin?

Das diesjährige Motto "Women´s Voices - Stimme der Frau" ist in der musikalisch orientierten Kulturszene auf freudige Erwartung und bei Frauenorganisationen auf reges Interesse gestoßen, denn sowohl die begleitenden Informations-Angebote verschiedener Projektgruppen an den Ständen, Pavillons und in dieser Zeitung als auch das Musik-Programm mit Musikerinnen aus 10 Nationen können sich sehen lassen. Letzteres fanden auch der WDR und Funkhaus Europa, die fast alle Konzerte des Festivals mitschneiden und übertragen werden.

Das Festival "Kulturen der Welt" ist aus dem ansonsten eher populär ausgerichteten Lohmarer Kulturleben nicht mehr weg zu denken. Wer hätte gedacht, dass fünf Jahre, nachdem sich die Mitglieder verschiedener Lohmarer Initiativen zu einem Meinungs-austausch trafen, über die Jahre eine durchaus respektable Veranstaltungsreihe gewachsen ist? Sicher, es sind Fehler gemacht worden und bei der Vielzahl der Weltkulturen ist es unmöglich, jeder Kultur und jedem Menschen gerecht zu werden. Und so gab es auch sie: die Unzufriedenen: zu viele Kinder, zu wenig Kinderprogramm, zu laut, zu leise, zu viel, zu wenig, zu schlecht, zu teuer. Aber keine Fehler machen kann nur derjenige, der nichts macht. Macht nichts.

Herzlichst: Ihr Klaus Schönenberg

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Rasha
"Sie ist von einem Glanz umgeben, wenn sie sich mit ihrer klaren Stimme und mit grazilen Bewegungen in den vielschichtigen orientalischen Rhythmen ihrer Musik präsentiert. Wie das Aroma einer köstlichen Frucht Sinne wecken kann, öffnet ihre Stimme den Weg für eine Entdeckungsreise zu den Geheim-nissen und Empfindlichkeiten des Orients", schrieb kürzlich ein Kritiker über ein Konzert der Sudanesin. Dem ist außer Biografischem eigentlich kaum etwas hinzuzufügen. Anfang der 90er Jahre kam sie über Kairo aus dem durch den Konflikt zwischen der islamischen Mehrheit im Norden des Landes und dem christlichen Teil im Süden geschwächten Sudan nach Spanien und fand dort recht bald Anschluss an die umtriebige, interkulturelle Madrider Musikszene. 1997 veröffentlichte sie als ersten Achtungserfolg ihre CD "Sudanyat", die es ebenso bis in die Top-10 der World Music Charts schaffte wie ihre kürzlich erschienene zweite CD "Let me be". Mit ihrer Musik vollbringt sie den Spagat zwischen arabisch-afrikanischen Elementen, Jazz, Soul, Blues und Reggae. Die Texte beschäftigen sich mit ihrer afrikanischen Heimat und der Situation der Menschen dort. Bereits 1998 ist sie auf Einladung des UNHCR in New York auf dem "Working Women´s Day" der UN und kurz darauf auf dem legendären "Sahara en el Corazón"-Festival im Flüchtlingscamp der Saharauis aufgetreten. Näheres dazu im Kasten rechts und im Artikel über die "Mujeres Saharauis".
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Argile feat. Sona Diabaté & Aicha Kouyaté
Zwei Superstars der westafrikanischen Malinke-Musik stehen mit der 8-köpfigen Band Argile auf der Bühne der Jabachhalle: Sona Diabaté und Aicha Kouyaté (beide Guinea). Beide Sängerinnen können zu den ganz großen Stimmen Afrikas gezählt werden. Ihre charismatische Bühnenpräsenz setzt gemeinsam mit der Tänzerin Sylvie Nahounou (Elfenbeinküste) auch optische Glanzpunkte: faszinierende Tänze Afrikas, die farbenprächtigen "Boubous" der Frauen und das spannungsgeladene Trommelfeuerwerk der gesamten Gruppe. Das interkulturelle Musik-Projekt "Argile" mit Musikern aus Ghana, Guinea, Mali, der Elfenbeinküste, den USA und Deutschland hat sich innerhalb von 10 Jahren in ganz Europa vor allem als Live-Band einen legendären Ruf erspielt. Ihre einmalige Melange aus Elementen der Malinke-Musik, des Funk, des Highlife und des Afro-Jazz gleicht einem atemberaubenden Plädoyer für eine Welt ohne Rassismus und Ressentiments. Sona Diabaté wurde in der Tradition einer Griotfamilie geboren. Sie lernte Gesang und Balafon und stand gemeinsam mit Miriam Makeba auf der Bühne. Später war sie Sängerin und Gitarristin der ersten afrikanischen Frauenband "Amazones de Guinée". In den 80er und 90er Jahren war sie sehr erfolgreich in Europa und den USA auf Tournee.
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Mujeres Saharauis
"Der Zivilisationsgrad eines Volkes kann nach der sozialen Stellung der Frau beurteilt werden...", stellte schon im 19.Jahrh. der argentinische Schriftsteller und Politiker Domingo Faustino Sarmiento fest. Nach dieser Aussage darf das Volk der Saharauis, das seit mehr als 25 Jahren einen Überlebenskampf in der steinigen Hölle der algerischen Einöde führt, als eines der hochstehendsten Zivilisationen dieser Erde gelten. Denn es sind die Frauen dieser von der internationalen Völkergemeinschaft fast vergessenen Nation, die über die schweren Jahre des Exils die Kultur bewahrt haben. Während die Männer sich im Kampf der Frente Polisario gegen die Marokkaner engagieren, übernehmen die Frauen die Verantwortung für das Leben. Sie organisieren den Alltag, die Ausbildung der Kinder und die Versorgung der Alten, studieren und sind die Basis des Gesundheitswesens. Sie waren es auch, die 1976 nach dem Überfall auf ihre Heimat und der Flucht in die dürre Wüste bei Tindouf in Südalgerien mit den Händen Höhlen gruben, um wenigstens die Kinder vor der trockenen Hitze des Tages, der bitteren Kälte der Nacht und nicht zuletzt den Phosphorbomben zu schützen.

Als der umtriebige spanische Musiker und Journalist Manuel Dominguez und andere 1997 in die Flüchtlingslager reiste, um die großartige Musik der Saharauis zu konservieren, traf er auf einen facettenreichen Fundus faszinierender Frauenstimmen sowie eine unglaubliche Bandbreite von Rhythmen, die z.T. mit einfachen Instrumenten oder Händeklatschen gezaubert wurden. Allen Widrigkeiten zum Trotz ist daraus nicht nur eine der eindrucksvollsten Musikproduktionen der letzten Jahre entstanden, sondern auch ein Manifest für den Überlebenswillen eines Volkes. Das Dreifach-Album enthält 3 Stunden authentische Musikkultur sowie ein sehr informatives Booklet (intuition Nubenegra Int 3255).

Konzerte mit Musikern aus der Westsahara haben leider Seltenheitswert, denn die Reise ins Ausland ist nur über Algier möglich und ist nicht nur anstrengend, sondern enthält auch etliche bürokratische Hürden. Aber kulturelle Botschafter sind immens wichtig für ein Volk, das ansonsten in den Medien kaum Berücksichtigung findet, den Rückhalt der Staatengemeinschaft aber bitter nötig hat (siehe Kasten). Anfang Juni hat die Menschenrechtsorganisation medico-international eine Reise in die Flüchtlingslager organisiert und über 100 Journalisten, Fotografen, Ärzten und Ethnologen Gelegenheit gegeben, sich vor Ort ein Bild von der katastrophalen Lage zu machen. Das beachtliche Presseecho danach (ARD -Weltspiegel, Artikel in der "Zeit", etliche Berichte im Rundfunk und in lokalen Zeitungen) zeigt den Nachholbedarf an Information über die Westsahara.

Das Konzert in Lohmar wird möglicherweise das einzige in Deutschland sein, und wir freuen uns, diese für den Zuhörer so ungemein fesselnde Musik in einer recht ungewöhnlichen Umgebung zu präsentieren.

Die Reise nach Deutschland ist nur mit Unterstützung einiger internationaler Organisationen möglich geworden: Wir danken u.a. "medico-international", den "Freunden des Volkes der Saharauis e.V.", den Platten-Labels "intuition" und "Nubenegra" sowie dem Golfhotel "Schloss-Auel".
UNO Mission: Trauriges Ende in Sicht?

Seit 10 Jahren hoffen die Saharauis auf die Umsetzung des von der UNO mit der Polisario und Marokko ausgehandelten Friedensvertrags, der ein Referendum über die Autonomie der Westsahara vorsieht. Marokko hat (mit einträchtiger Unterstützung der meisten Mitgliedsländer, denen das Königreich ein treuer Vasall ist) mit Tausenden von Eingaben diesen Volksentscheid immer wieder zu verhindern verstanden. Nun scheint sich Kofi Annan endgültig dem Recht des Stärkeren zu beugen und hat dem den marokkanischen Interessen entgegenkommenden Autonomie-Plan der Referendums-Lösung den Vorzug gegeben. Dies bedeutet nicht nur eine beispiellose Wende in der Haltung der UNO, sondern eine Katastrophe für die 160.000 Saharauis in den Flüchtlingslagern. Letzten Meldungen zufolge wurde das Mandat der UNO bis November 2001 verlängert, um den Verhandlungsführern der beiden Lager erneut Gelegenheit zu einer Einigung zu geben. Den Saharauis hilft dies wenig, denn Marokko nutzt die Zeit, um weitere Siedler in die Westsahara einzubürgern, die den Anteil der Saharauis an der Bevölkerung drücken und somit die Chance auf ein erfolgreiches Referendum, sollte es jemals eines geben, weiter reduzieren.
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Tamae
Musik aus Madagaskar hat sich in den letzten Jahren einen festen Platz auf europäischen Bühnen erobert. Die beiden Schwestern Vicky und Delake bieten aber etwas ganz Besonderes: a capella-Gesang aus ihrer Heimat Amboasary im Süden Madagaskars. Unter dem Namen TAMAE (Hoffnung) verzaubern die Beiden mit ihren klaren Stimmen und ausgefeilten Vokalarrangements das europäische Publikum. Madegassische Musik ist von vielen Kulturen be-einflusst - es gibt afrikanische, indische, indonesische und europäische Elemente. Und so hört man auch in den Liedern des Duos Tamae gleichzeitig Fremdes und Vertrautes. Bei den Antandroy spielt der Gesang eine wichtige Rolle im täglichen Leben. Man macht fast alles im Singen! So lernten sie die traditionellen Lieder der Epensänger ebenso wie die verschiedenen Musikstile ihrer Umgebung. Später trennten sich die Wege der Großfamilie, um sich erst in Europa in Teilen wieder zusammenzufinden: drei der Schwestern beschlossen gemeinsam die Schönheit und Vielfalt der madegassischen Musik zu demonstrieren und tourten zunächst als Trio Tiharea in Europa. Seit Anfang 2001 setzen Vicky und Delake ihre musikalische Arbeit als Duo Tamae fort. Dazu brauchen sie nur wenige Instrumente - beide sind auch sehr gute Perkussionistinnen -, da der Gesang im Mittelpunkt ihrer Konzerte steht. Traditionell sind die Gesänge von Tänzen begleitet, dem Banaike, dem Mangononoke, dem Tsinjabe, dem Femininy, die in verschiedenen Choreographien präsentiert werden.
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Das UNHCR Projekt und Brothers Keeper
Der 20. Juni 2001 war der "Weltflüchtlingstag" der Vereinten Nationen, und der "Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge" hat zu diesem Termin eine CD veröffentlicht. Im Studio von Youssou N`Dour in Dakar (Senegal) ist unter Federführung des wohl bekanntesten afrikanischen Sängers eine bemerkenswerte CD entstanden, zu der MusikerInnen, die selbst Flüchtlinge sind, Beiträge geliefert haben, u.a. die Sudanesin Rasha, die am 15.9. in der Jabachhalle zu hören sein wird.

Aktionen wie diese sind kein Einzelfall. Zu unterschiedlichen Anlässen machen KünstlerInnen der Weltmusik-Szene bei Festivals, Tagungen und Kongressen mobil und zeigen, in welcher Weise Flüchtlinge ihre wertvollen künstlerischen Potentiale in die neue Gesellschaft, in der sie leben, einbringen. Viele bekannte Künstler sahen und sehen im Tanz oder in der Musik, die beide sprachneutral verstanden werden, die einzige Möglichkeit, für sich selbst eine Befreiung von den Traumata ihrer Flucht und gleichzeitig eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Künstler wie Geoffrey Oryema (Uganda), die berühmten Burundi Drummers (auch schon in Lohmar zu Gast) und auch die Schriftstellerin und Schirmherrin unseres Festivals, Eugénie Musayidire, haben durch ihre künstlerische Arbeit ein Stück ihrer Vergangenheit bewältigt, ohne sie jedoch zu vergessen.

"Respect" - so nennt sich auch die Kampagne, die derzeit nicht nur über bundesdeutsche Bildschirme flimmert. Eine fingerschnippende Ruth Westheimer, eine gut aufgelegte Madeleine Albright groovend im Metzgerladen, eine fröhliche Isabel Allende - sie alle werben gemeinsam tanzend und lachend und ohne erhobenen Zeigefinger für mehr Respekt für Asylbewerber und wenden sich entschieden gegen Rassismus im Alltag.

(KS)
Gegenoffensive:
Da ist die Aktion der deutschen Hiphop-Szene, allen voran Sänger Xavier Naidoo und der Kölner Rapper Adegoke Odukoya (KdW-Festival 1997), schon von anderem Kaliber: "Brothers Keepers" heißt die CD, "Adriano (Letzte Warnung)" die Single und das Video. Das klingt schon fast wie eine Drohung gegen die Dumpfbacken von der Schnürstiefel-Fraktion. Der Titel ist dem Mosambikaner Alberto Adriano gewidmet, der im Juni 2000 von rechten Skinheads zu Tode geprügelt wurde. Ob die Beantwortung von Gewalt die Gegengewalt ist, wird zu beweisen sein. Im Internet-Chat der afrodeutschen Rap-Vereinigung geht jedenfalls ziemlich die Post ab. Zwischen blankem Hass und versöhnlichen Tönen ist quasi jede Form der Auseinandersetzung zu lesen. Mit den bieder-braven "Rock gegen Rechts"-Aktionen von Niedecken, Lindenberg & Co hat das jedenfalls nichts zu tun.

Mehr über das musikalisch übrigens ziemlich perfekte Projekt unter brothers-keepers.de.
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Dritte-Welt-Lädchen Wahlscheid
Siehe Artikel unter Projekte
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Pedro II
Siehe Artikel unter Projekte
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Entrechtete Körper - Genitale Mutilation
Afrika - Mit diesem Kontinent verbinden wir Dürrekatastrophen und Bürgerkriege, aber auch weite Savannen, riesige Tierherden und stolze, dunkelhäutige Menschen. Für mich ist Afrika seit einiger Zeit aber auch gleichbedeutend mit einem schmerzvoll-peinigenden Ritual; dass nicht nur in vielen Ländern des afrikanischen Kontinents, sondern auch in anderen Regionen unserer Welt immer noch und teilweise sogar vermehrt an kleinen Mädchen, oft noch Kleinkindern, vollzogen wird: die Beschneidung ihrer Genitalien.

Aus dem furchtbaren Glauben heraus, dass Frauen sexuell ungezügelte, unheilbringende Wesen sind, die dazu dienen sollen, dem Manne Kinder zu schenken und Vergnügen zu bereiten, ohne aber selbst Lust empfinden zu dürfen, werden diesen Mädchen die äußeren Geschlechtsteile entfernt. Die Bedingungen, unter denen dies geschieht, sind zumeist primitiv. Als Werkzeug dient oftmals nur eine abgenutzte Rasierklinge, es gibt keine örtliche Betäubung und die einfachsten hygienischen Bedingungen werden außer Acht gelassen. Hat das Mädchen Glück, so werden ihm nur Teile der Klitoris, evtl. auch Teile der äußeren Schamlippen entfernt und die Wunde wird nur so weit als nötig vernäht. Gehört das Kind (selten sind es junge Frauen) aber zu der in erschreckender Weise im-mer größer werdenden Gruppe derer, an denen die sogenannte "pharaonische Beschneidung" durchgeführt wird, so werden ihre Genitalien vollständig entfernt, d.h. meist bis auf den Knochen abgeschabt. Anschließend wird die Wunde mit Dornen verschlossen oder mit einer Nadel vernäht. Die zurückbleibende Öffnung in dem oft wuchernden Narbengewebe ist oft nur Maiskorn-groß. Jedes Urinieren, jede Monatsblutung wird damit zur Qual, in der Hochzeitsnacht wird die herangewachsene Frau von ihrem Mann oft unter Qualen beider Partner "geöffnet" und vor der Geburt muss das Narbengewebe unter Umständen erst aufgeschnitten werden. Kein Gesetz, keine Bestrafung konnten diesem grausamen Ritual bisher Einhalt gebieten. Die Tatsache oder allein schon der Glaube, dass nur ein beschnittenes Mädchen verheiratet werden kann, zwingt Mütter auch heute noch dazu, ihre Töchter diesen furchtbaren Qualen auszusetzen, auch wenn die Gefahr besteht, dass das Mädchen am Wundinfekt stirbt. Solange Mütter sich diesem Glauben hingeben, solange Großmütter und Tanten diesen Druck verstärken, solange Hebammen ihren Lebensunterhalt vor Allem mit diesen Beschneidungen verdienen, solange müssen alle gut gemeinten Maßnahmen zum Eindämmen dieser Verstümmelungen nahezu wirkungslos bleiben.

Und doch: Die Zahl der Frauen, welche die ihnen zugefügten Verstümmelungen anklagen, die Zahl der Mütter. die ihre Töchter gegen jeden Widerstand vor diesem Schicksal bewahren möchte, wächst. Was diese Frauen jetzt brauchen ist Unterstützung. Unterstützung nicht nur von außen, sondern vor allem aus dem eigenen Land. Unterstützung vor Allem von den Männern. Sie besetzen alle führenden Positionen in Politik und Gesellschaft und gestehen Mädchen und Frauen wenn überhaupt oft nur eine schlechte schulische bzw. berufliche Ausbildung zu. Damit sind Frauen existentiell vollkommen auf eine Verheiratung angewiesen, besitzen in der Gesellschaft kein Mitspracherecht.. Mehr Eigentum denn Partnerin ihres Mannes hat dieser oft keinerlei Verständnis für ihre körperlichen und seelischen Qualen, ausgelöst durch die Beschneidung. Folglich unternimmt er auch nichts, um seinen Töchtern dieses Schicksal zu ersparen. In den Köpfen der Männer muss daher ein Umdenken stattfinden. Erst wenn sie sich offen gegen jede Form der Genitalverstümmelung aussprechen und ihren Frauen und Töchtern genügend Raum für ein selbstbestimmtes Leben geben, besteht die Hoffnung, dass sich der Kampf dieser starken, mutigen Frauen in alle sozialen Schichten hinein ausdehnt und Mädchen gleich welcher Herkunft irgendwann einmal unversehrt, selbstbewusst und stark die Geschicke ihres Landes mitbestimmen werden.

(Antje Schäfer-Hendricks
Grünes Mitglied der "Initiative Tolerantes Lohmar")

Lesen Sie dazu auch den Artikel "Ein Besuch in..." auf Seite 4.

Mehr Infos: www.terre-des-femmes.de
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"Bei uns ist die Welt doch in Ordnung"...
...oder "in Lohmar jiddet kene Bekloppte" wie ein Ratsmitglied es vor einigen Jahren anlässlich einer Beratung zum Thema Unterstützung von sozialen Vereinen und Einrichtungen sagte.

Dass auch in Lohmar Frauen in Not sind, vereinsamen, Opfer ehelicher Gewalt werden und dgl. zeigen die steigenden Beratungszahlen von "Frauen helfen Frauen Lohmar". Jahr für Jahr suchen etwa 150 Frauen Rat und Hilfe. Seit nunmehr 10 Jahren arbeiten in Lohmar Frauen für Frauen und stellen fest, dass die Probleme eher vielfältiger und komplizierter geworden sind.

Als wir gefragt wurden, ob wir am diesjährigen Festival Kulturen der Welt teilnehmen und unter der großen Überschrift: "women's voices" einen Artikel und einen Beitrag zum Fest leisten, waren wir spontan begeistert und überzeugt, dass dies eine gute und wichtige Sache sei. Frauen müssen ihre Stimme erheben - in Lohmar, im Kreis, in Deutschland und weltweit.

In Afrika sind es Beschneidungen, im Iran Folterungen, in Ex-Jugoslawien Vergewaltigungen und bei uns?

› Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen: 2138 Fälle in 1999 in D - Tendenz steigend

› Zum Nachteil von Kindern:1224 Fälle in 1999 in D - 13,4% mehr als im Vorjahr

› Sonstiger sexueller Missbrauch: 6.952 Fälle

...soweit die polizeiliche Kriminalstatistik von Deutschland -

Nehmen wir die Kriminalstatistik von Bonn (1999):

› 28 Fälle von Vergewaltigung bzw. besonders schwerer sexueller Nötigung

› 83 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern

› 37 Fälle Exhibitionismus vor Kindern.

Hierbei handelt es sich "nur" um die aufgeklärten und bestraften Taten, wobei übrigens etwa 30% der Täter mit einer Geldstrafe davon kommen.

Nach den Ergebnissen einer bundesweit repräsentativen Studie des kriminologischen Forschungsinstitus Niedersachsen wurde jede 7. Frau zwischen 20 und 59 Jahren in ihrem Leben Opfer einer Vergewaltigung oder sexueller Nötigung. Neueren Studien zufolge wurde jede 5. Frau im Laufe ihres Lebens Opfer einer sexualisierten Gewalttat, dies zumeist im Kinder- und Jugendlichenalter - die Täter stammten fast immer aus dem näheren sozialen Umfeld.

Vergewaltigung, sexuelle und körperliche Gewalt sind für die Opfer ebenso traumatisch wie Folter, Beschneidung und Gewalt in Ausnahmezuständen wie z.B. im Krieg. Aber auch psychische Gewalt lässt Frauen leiden und hilflos werden - denken wir nur mal an die Situation, dass Männer ihre Frauen zu Nieten reden.

Überall auf der Welt müssen Frauen ihre Stimme erheben, damit sie gehört werden. Überall auf der Welt gibt es Menschen, die wegschauen.

Werden wir lauter, damit alle hinsehen müssen.

Das Festival Kulturen der Welt gibt den Frauen ein Forum - jede kann und darf sich in der ihr eigenen Sprache und der ihr eigenen Art äußern: laut, leise, musikalisch, im Film, aufklärend, unterhaltend usw. Es ist gut, dass es solche Gelegenheiten gibt. Wir sagen den Veranstaltern herzlichen Dank und wünschen uns allen: Viele, die hinhören!

(Elizabeth Sanders-Hauer - Frauen helfen Frauen, Lohmar)
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Hier spielt die Musik
Für das Musikprogramm und die Auswahl der Künstler ist Africa-Iwalewa, ein Musik-Magazin im Internet (www.weltmusik.de), in dem ständig sehr aktuell über multikulturelle Musikproduktionen berichtet wird, verantwortlich. Gute Kontakte zu Musikagenturen und Journalisten-Kollegen sowie Besuche der wichtigen Musikmessen (WOMEX Berlin und Rotterdam, MASA Abidjan, MIDEM etc.) erlauben einen direkten Einblick in neue Trends der Weltmusik-Branche. In diesem Jahr konnten exklusive Künstler für das Festival in Lohmar verpflichtet werden: Die in Spanien lebende Rasha kommt zu nur drei Konzerten (Frankfurt, Mannheim, Lohmar) nach Deutschland, der Auftritt der Mujeres Saharauis kann schon als kleine Sensation bezeichnet werden, da es große Anstrengung kostet, sie aus dem Krisengebiet der Westsahara nach Europa zu bringen, und kaum jemals konnten mit Sona Diabaté und Aicha Kouyaté zwei derart profilierte Sängerinnen der Malinke und Mandingo-Musik in einem gemeinsamen Konzert präsentiert werden. Zum Abschluss der "multikultinellen Festwoche" erwartet uns dann noch ein echter Ohrenschmaus, wenn die beiden Solistinnen der Gruppe Tamae aus Madagaskar die wunderbare Akustik der Kirche in Honrath zum Klingen bringen.
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Danke schön!
Siehe Artikel unter Partner
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Impressum
Herausgeber (v.i.S.d.P.: Initiative Kulturen der Welt - c/o Klaus Schönenberg (KS), Lohmar

Tel.: 02206-80375 Fax: 02206-85183 kdw@lohmar.org

Redaktion und Gestaltung: Renate Ottersbach, KS

AutorInnen: Antje Schäfer-Hendricks, Elizabeth Sanders-Hauer, KS, Terres des Femmes, amnesty international, Gesellschaft für bedrohte Völker

Druck: PWK-Service Löffler, Lohmar

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Situation Kosovo
Die Frauenhilfsorganisation medica mondiale e.V. setzt darauf, dass beim Prozess gegen Slobodan Milosevic vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag (ICTY) dessen Verantwortlichkeit für Kriegsvergewaltigungen und sexualisierte Gewalt angemessen berücksichtigt wird.

medica mondiale-Gründerin Dr. Monika Hauser: "Die Opfer der Gewalt der Balkan-Kriege haben lange auf die Auslieferung Milosevics gewartet. Er ist neben vielen anderen Formen von Kriegsfolter in erheblichem Maß auch für grausame Taten speziell gegen Frauen verantwortlich. Den vergewaltigten Frauen steht jetzt eine angemessene Bestrafung des Despoten zu - und damit letztlich ein Stück Gerechtigkeit, die sie für die Verarbeitung ihrer Traumata dringend brauchen!"

Das ICTY hat in einem wegweisenden Urteil im so genannten Foca-Prozess im Februar dieses Jahres zum ersten Mal drei Angeklagte wegen Vergewaltigung als Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Milosevic ist in Den Haag nun unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Kosovokrieges angeklagt. "Vergewaltigung", so Hauser, "ist eines der grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Daher gehen wir davon aus, dass das Gericht auf dem Foca-Urteil aufbaut und auch im Prozess gegen Milosevic ein deutliches Zeichen für die Frauen setzt."

Hauser, die sich noch im August in Gjakova/Kosovo aufhielt, beschrieb die Stimmung der Menschen als "eine Mischung aus Erleichterung, Freude, Ungläubigkeit, Wut und erneut emporsteigender Trauer über die im Krieg getöteten Angehörigen. Wer Feuerwerke und Feiern erwartet hatte, lag komplett falsch. Es war geradezu gespenstisch still auf den Straßen, alle saßen vor den Fernsehern. Sie wollten das Gesicht Milosevics beim Betreten des Gefängnisses in Scheveningen sehen. In vielen Familien folgte eine lange Nacht der Diskussionen und Gespräche".

Veprore Shehu, Leiterin des medica-mondiale-Therapiezentrums in Gjakova beschrieb ihre Ein-drücke so: "Der Verantwortliche für Kriegsverbrechen ist endlich hinter Gittern. Das ist ein wichtiger Schritt hin zur Gerechtigkeit - auch wenn er sehr spät kam und von uns sehr teuer bezahlt werden musste."

(medica mondiale e.V.)
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Frauen im Taliban
Die radikal-islamischen Taliban beherrschen mittlerweile über 90 Prozent Afghanistans. Vor allem für Frauen besteht so gut wie keine Aussicht mehr auf Arbeit, eine Ausbildung oder ein Studium. Sie stehen praktisch unter Hausarrest, ihr Leben beschränkt sich auf innerhäusliche Aufgaben. Auf die Straße dürfen sie nur in männlicher Begleitung. Wenn für die teure Burqa - eine Stoffbahn von sieben, acht Metern - das Geld fehlt, rückt die Außenwelt in noch weitere Ferne: Die Frauen müssen ganz zu Hause bleiben.

Trotz der Terrorherrschaft sind längst nicht alle Frauen bereit, sich widerstandslos in ihr Schicksal zu fügen. Allein in Kabul lernen zum Beispiel etwa 800 junge Frauen an zahlreichen kleinen Untergrundschulen. Lernen ist für sie ein hohes Gut. Das erworbene Wissen ist ihre einzige Waffe gegen die Taliban und ihre Anhänger. Um Bestrafungen zu entgehen, müssen sie ihre erlangten Kenntnisse zunächst verheimlichen. Die Hoffnung auf Anwendung des Erlernten geben die Schülerinnen jedoch nicht auf. Die Verstecke der Schulen in Hinterhäusern können aber jederzeit entdeckt werden. Das System der Denunziation funktioniere gut, sagt eine Lehrerin in Kabul. "Zur Strafe für meine Unterrichtstätigkeit würden die Taliban mich hängen." Bei anderen "Vergehen" drohen den afghanischen Frauen Schläge und Gefängnisstrafen.

Wie die sogenannten Gesetze zustande kommen, weiß niemand genau. Alle offiziellen Mädchenschulen sind geschlossen, öffentliche Bäder ebenso. Tanzen, Musikhören und Fernsehen sind untersagt. Die Fenster eines Hauses, in dem eine Frau wohnt, müssen vermauert oder schwarz gestrichen werden. Kein Körperteil einer Frau darf sichtbar sein. Nicht einmal die Knöchel dürfen unter der Burqa hervorschauen. Sollte sie, natürlich in Begleitung eines Mannes, einkaufen gehen, darf ihre Stimme nicht hörbar sein. Mit einem Händler kann sie folglich nicht reden, auch auf einen Gegenstand zu zeigen ist ihr untersagt, weil ihre Hand dann sichtbar würde.

Für Frauen, die von den Taliban zwangsweise mit Angehörigen ihrer Milizen verheiratet wurden, besteht keine Aussicht, sich zur Wehr zu setzen, auch nicht juristisch. In den Gerichten herrschen kaum vorstellbare Zustände. Urteile werden gesprochen, ohne dass die Mindeststandards eines fairen Gerichtsverfahrens erfüllt wären. Richter, denen eine juristische Ausbildung oftmals vollständig fehlt, gründen die Beurteilung eines Falls meist auf persönliche Auslegung des islamischen Rechts. Prügelstrafe, Amputationen oder Hinrichtungen sind gängige Bestrafungen; häufig finden sie öffentlich statt. Ärzte des Gesundheitsministeriums führen Amputationen in Fußballstadien vor Tausenden Zuschauern durch. Einige der Zuschauer erklärten, man habe sie zur Teilnahme gezwungen. Der Kreislauf der Einschüchterung funktioniert gut.

Der Fanatismus der Taliban schränkt sogar die medizinische Versorgung der Frauen drastisch ein: Die wenigen Frauen, die es sich leisten können, lassen sich in einer der teuren Privatkliniken verarzten. Für die anderen gibt es meist heruntergekommene Versorgungsstellen ohne Wasser, Strom und Heizung, von einem Operationssaal ganz zu schweigen.

Oftmals reichen die Mittel noch nicht einmal für die Ernährung der eigenen Familie. Trotz des weitreichenden Arbeitsverbots müssen viele in der Hauptstadt lebende Frauen ihre Kinder allein ernähren. Wegen des seit 1979 dauernden Bürgerkriegs gibt es sehr viele Witwen. Einige Sonderregelungen erlauben die Berufstätigkeit von Frauen, natürlich streng getrennt von ihren männlichen Kollegen. Aber viele alleinstehende Frauen sind gezwungen, ihre Familien mit Betteln durch den endlosen Krieg zu bringen. Den Bettlerinnen drohen ständig Knüppelschläge von Taliban-Milizen, die zur "Förderung der Tugend und Verhinderung von Unsitte" eingesetzt werden.

(Quelle: amnesty international)
Das sehen die Regierenden in der Islamischen Republik Afghanistan natürlich völlig anders. Ihrer Meinung nach haben erst die Mudschaheddin die Würde der Frau und deren Rechte wieder hergestellt. "Das Islamische Emirat Afghanistan hat sich völlig der sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Frauen verpflichtet.", heißt es in einem Aufsatz der Taliban, nachzulesen im gut sortierten Internet-Angebot bei www.azzam.de. Und weiter: "Um die Islamische Kleiderordnung Hejab zu befolgen und um die Bedrohung der persönlichen Sicherheit der Frauen zu vermindern, fordert das Islamische Emirat Afghanistans die Frauen zur Beachtung der islamischen Hejab und zum Tragen eines Schleiers in der Öffentlichkeit auf. Dies ist eine Maßnahme, die aus dem einfachen Grund ergriffen wurde, um die Ehre, Würde und persönliche Sicherheit der Frauen in Afghanistan zu wahren."
Land

Bevölkerung: ca. 20 Millionen

Ethnische Gruppen: Paschtunen (ca. 45 %) Tadschiken (ca. 30 %), Hazara (15 %), Usbeken, Turkmenen u. a.

Frauen

Lebenserwartung 42 Jahre (Männer 44, EU: Frauen 80 Männer 74)

Kindersterblichkeit 173/1000 (EU 5,6/1000), die Kindbettsterblichkeit ist eine der höchsten der Welt

Analphabetenrate bei Frauen bis zu 96 %
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Tschetschenien
Tschetschenische Zivilisten werden nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV) von russischen Truppen durch Misshandlung und Erniedrigung zu Verzweiflungstaten provoziert. Durch Vergewaltigung in aller Öffentlichkeit zutiefst gedemütigte Tschetschenen drohen bereits mit Selbstmordattentaten.

45 Zivilisten aus dem Dorf Sernowodsk im Westen Tschetscheniens hätten nach schwerer sexueller Misshandlung Anfang Juli erklärt, sie wollten nicht mehr weiterleben und würden jetzt Selbstmordanschläge verüben, berichtete die tschetschenische Menschenrechtlerin Zainap Gaschajewa der GfbV. Die Männer gehörten zu den 68 Einwohnern von Sernowodsk, die im Rahmen einer so genannten Säuberungsaktion am 3. Juli zusammen mit ihren Frauen von russischen Soldaten auf ein Feld getrieben worden seien. Dort hätten zum Teil maskierte Soldaten damit begonnen, die Frauen zu vergewaltigen. Andere hätten den Männern zugerufen: "Ihr seid doch Männer, verteidigt eure Frauen, wenn ihr wirklich Kaukasier seid!" All diejenigen, die dies daraufhin verzweifelt versucht hätten, seien festgehalten, mit Handschellen an gepanzerte Fahrzeuge gekettet und vergewaltigt worden. Als ein russischer Soldat die Tschetschenen mit den Worten: "Aber das sind doch auch Menschen!" verteidigen wollte, sei auch er vergewaltigt und wie die anderen Opfer mit Tiernamen beschimpft worden.

Bisher gab es nur Augenzeugenberichte darüber, dass Tschetschenen vergewaltigt wurden, die in den berüchtigten so genannten Filtrationslagern oder in Erdgruben gefangen gehalten wurden. In dem 320-seitigen Menschenrechtsreport "Die Vernichtung eines kleinen Volkes - Dritter Völkermord in Tschetschenien" aus dem Januar 2001 hat die GfbV einige Auszüge aus diesen Berichten publiziert.

(Gesellschaft für bedrohte Völker, August 2000)
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Der Fall Klaus K.
Eigentlich sah es zunächst wie ein Märchen aus 1001-Nacht aus. Als der deutsche Klaus K (23) die 19-jährige Yamina heiratete, ahnte er nicht, dass seine Liebe zu der in Deutschland lebenden Frau palästinensischer Eltern sein Verhängnis werden und sein Leben grundlegend verändern würde. Zwar war die Familie Yamina´s gegen die Heirat mit dem Europäer gewesen, hatte sich aber letztlich dem Wunsch der Tochter gebeugt. Kaum verheiratet, luden die Eltern sie zu einer Reise in ihre Heimat im Gaza-Streifen ein, um sich mit ihr auszusöhnen. Es war im Frühjahr 2000, als Yamina nach Palästina reiste. Mit ihrem Mann hielt sie regelmäßigen Kontakt über Handy. Nach einigen Wochen teilte sie ihm mit, sie wolle wieder nach Hause kommen. Darauf brach der Kontakt zunächst vollständig ab. Zwei Monate später erhielt Klaus K. einen Brief aus Ägypten, wohin Yamina offensichtlich zu einer Cousine geflüchtet war. In diesem Schreiben teilte ihm Yamina wieder den dringenden Wunsch mit, nach Deutschland zurück zu kehren, äußerte aber die Befürchtung, sie könne an der Ausreise gehindert werden. Sie bat ihren Mann, in diesem Fall die Deutsche Botschaft zu verständigen.

Sie ist bis heute nicht zurück gekehrt. Seit Juni 2000 ist der Kontakt zu ihr abgebrochen. Die Eltern von Yamina kehrten mittlerweile ohne ihre Tochter nach Deutschland zurück und ließen Klaus K. auf seine Nachfrage wissen, er würde seine Frau in Deutschland nicht mehr wieder sehen und das Thema gehe ihn nichts mehr an. Es sei alles geregelt. Der Vater verbot Klaus K., sich jemals wieder bei der Familie zu melden.

Schicksale wie dieses sind kein Einzelfall. Menschenrechtsorganisationen berichten in ihren monatlichen Newslettern ständig über derartige Fälle. Den Botschaften und Konsulaten vor Ort sind die Hände gebunden, weil sie nicht in die Kultur der Gastländer eingreifen wollen und die Frauen nach den herrschenden Traditionen einfach weggeschlossen werden.



(KS nach einem Bericht von Terre des Femmes)
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Besuch im Dorf Tambogo
Ungefähr 80 Dorfbewohner drängen sich in einem kleinen Versammlungsraum, sitzen auf den wenigen Bänken oder dem Fußboden oder stehen eng beieinander, bei 40 Grad Hitze im Schatten. Wir zählen zehn Männer, darunter den alten Dorfchef im Festgewand und den Delegierten. Der Rest sind Frauen jeden Alters, zum Teil mit ihren Babies. Die übrige zahlreiche Kinderschar wurde vor Beginn der Versammlung hinausgescheucht.

Die Dorfanimatrice, eine große junge Frau mit ihrem Baby im Tragetuch, übernimmt die Einleitung der Diskussion, in der Regionalsprache Moré. Wir verstehen nichts, merken aber, dass sie noch recht aufgeregt und etwas verlegen ist.

Dann werden zwei Videos gezeigt: Im ersten Video, aus Nigeria, wird in aller Ausführlichkeit und in Großaufnahmen gezeigt, wie einem vielleicht achtzehnmonatigen Mädchen zuerst tiefe Schnitte im Oberkörper (für Schmucknarben) zugefügt werden, bevor der (in diesem Falle männliche) Beschneider die Genitalverstümmelung vornimmt.

Der Film verlangt den Zuschauern einiges ab: Die Schreie und das zutiefst verzweifelte Kindergesicht verfolgen auch uns noch mehrere Tage. Die Zuschauer reagieren geschockt: Viele, auch einige Männer, bedecken ihre Augen, können kaum hinsehen. Es gibt Ausrufe von Erschrecken und Mitgefühl. In den Mienen liest man Entsetzen, Ungläubigkeit, große Betroffenheit. Es herrscht großer Ernst, kein Verlegenheitslachen kommt auf, wie bei der einleitenden Diskussion.

Auch beim zweiten Videofilm herrscht große Ruhe und Konzentration. Trotz der Hitze und Enge gibt es kein Gemurmel, niemand geht hinaus. Es handelt sich um einen burkinischen Spielfilm mit dem Titel "Meine Tochter wird nicht beschnitten" in Moré. Dank der französischen Untertitel können auch wir der Handlung folgen.

In der anschließenden Diskussion werden vor allem Einzelaspekte der Beschneidung oder Argumente pro und kontra nachgefragt und diskutiert. Der Diskussionsleiterin Aminata Sigué merkt man ihre langjährige Erfahrung und ihr Engagement an. Was sie sagt, entspricht ihrer tiefsten Überzeugung. Sie erreicht ihre Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn sie zum Beispiel sagt, dass durch die Verstümmelung nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Würde der Frau zutiefst beeinträchtigt wird. Ihr ist auch keine Verlegenheit anzumerken, wenn sie über die Klitoris spricht, im Gegensatz zu den Dorffrauen, die nicht einmal wissen, wie sie "es" benennen sollen.

Diskutiert wird natürlich in Moré. Einiges übersetzt Aminata für uns ins Französische. Wir beobachten, dass sich die Komiteemitglieder - Beschneiderin, Animatrice, Delegierter - in der Tat konstruktiv beteiligen, durch Informationen, Argumente oder Aussprechen von "im Raum schwebenden" Fragen.

Bei der Frage, ob eine intakte Klitoris nicht doch das Kind bei der Geburt töten könnte, melden auch wir uns - ausnahmsweise und mit gebotener Zurückhaltung - zu Wort und erwähnen, dass man bei uns die Beschneidung nie praktiziert habe, es aber dennoch immerhin 80 Millionen Deutsche gebe. Es folgt die interessierte Nachfrage, welche Mittel wir denn gegen die (böse) Macht der Klitoris hätten. Nach kurzer Verblüffung antworten wir, dass kein Mittel nötig ist, da es diese böse Macht nicht gebe. Im Übrigen hätten wir gesunde, große Kinder - und auch unsere Männer erfreuten sich bester Gesundheit. (Allgemeine Heiterkeit).

Gegen Ende der Versammlung ergreift der Chef das Wort und erklärt den aufmerksam lauschenden Dorfbewohnern etwas, woraufhin sie Beifall klatschen. Aminata übersetzt uns, dass der Chef soeben - wie sein Kollege im Film - verkündet habe, dass auch in Tambogo Schluss mit der Beschneidung sei.

(Terres des Femmes Deutschland bei einem Besuch in Burkina Faso. Interviews mit den im Bericht genannten Personen können im Internet unter www.terre-de-femmes.de nachgelesen werden.)
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Frauenrechte sind Menschenrechte
"Wenn sie mit uns als Kind überhaupt über Beschneidung sprachen, dann sagten sie, es gäbe einen kurzen scharfen Schmerz, aber sie erzählten uns nie über den Schmerz danach, über das lebenslange Leid. Darüber belogen sie uns, oder vielleicht wußten sie es auch nicht", (Patientin in einem Krankenhaus in Somalia).
Die Genitalverstümmelung wurde im vergangenen Jahr von der "UN-Sonderversammlung Frauen" in New York als Menschenrechtsverletzung verurteilt. Dies ist ein Erfolg der jahrelangen Aktivitäten von Frauenorganisationen auf der ganzen Welt. Schätzungen gehen davon aus, dass 130 Millionen Frauen weltweit "beschnitten" sind und damit ihr Leben lang unter den körperlichen und seelischen Folgen zu leiden haben.
Viele Regierungen in Afrika haben das Beschneidungsritual mittlerweile verboten und unter teils hohe Strafen gestellt. Aber Verbote allein helfen den Opfern nicht weiter. Afrikanische Frauen und Frauenorganisationen sind sich darin einig, dass Traditionen, die auf gesellschaftlichen Tabus, religiösen Überzeugungen und althergebrachten Ritualen beruhen, nur behutsam uns schrittweise verändert werden können.

Als ehemalige Mitarbeiter des Weltfriedensdienst e.V. möchten wir Ihnen im Rahmen des Festivals Kulturen der Welt ein Projekt vorstellen, dass die Frauenrechtsorganisation aus Guinea-Bissau, Sinim Mira Nasseque - zu deutsch "wir denken an die Zukunft" mit Hilfe des WFD demnächst zur "Wahrung der körperlichen Integrität von Frauen und Mädchen" beginnen wird. Die Organisation will gemeinsam mit den Beteiligten, nicht gegen sie arbeiten, ein respektvoller Umgang mit dem Thema liegt ihr am Herzen.
SMN fördert sogenannte "Fanados Modelos" ( Alternativ-Rituale), die auf den Schnitt verzichten, alle anderen Bedeutungsinhalte aber beibehalten. Auch die Fanatecas ( die Beschneiderinnen) werden in das neue Zeremoniell eingebunden und gebeten, ihren reichen Erfahrungsschatz über Frauenbelange an die Mädchen weiter zu geben. Für diese Frauen bringt die Abkehr von der sozial hoch geachteten Beschneidungstätigkeit hohe wirtschaftliche Verluste mit sich. Sie sollen deshalb dabei unterstützt werden, sich alternative Einkommenmöglichkeiten zu erschließen.
Mit Geistlichen und Ältestenräten, aber auch auf Dorfversammlungen und im Kreis der Familie, wird über das Thema Beschneidung geredet. So kommen auch das Leid und die Angst zur Sprache. Schritt für Schritt wird es möglich, die Genitalverstümmelung zu problematisieren, religiöse und medizinische Rechtfertigungen zu hinterfragen und über Alternativen zu sprechen. Die Organisation will darüber hinaus mit Filmen, öffentlichen Diskussionsveranstaltungen und Radiosendungen ein Tabu sensibel aufbrechen und darüber aufklären, welche langfristigen Folgen die Beschneidung haben kann.
Wie uns eine Mitarbeiterin von SMN berichtet, sehen viele Frauen häufig keinerlei Verbindung zwischen ihrer Beschneidung und späten Folgen wie Harninkontinenz, Geschwulstbildungen oder sexuellen Problemen. Viel Aufklärungsarbeit ist hier vonnöten.

Auf dem Festival Kulturen der Welt haben Sie weitere Möglichkeiten, sich über das Projekt und den WFD zu informieren.

gez. Anne und Wilfried Steingrebe

Anne Steingrebe zeichnet auch für das Projekt "Fundacao Terra in Arco Verde" verantwortlich.
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Die ASF ( Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen ) stellt sich vor
Die ASF in Lohmar wurde am 23.3.2001 von Elke Reis da Costa gegründet. Von diesem Tag an treffen wir, das sind 10 Frauen aus dem Gebiet Lohmar, uns regelmäßig jeden letzten Mittwoch im Monat im Fraktionszimmer des SPD. Auch Frauen, die nicht in der Partei sind, können mitmachen.
Die Ziele der ASF sind:
Integration und Gleichberechtigung der Frauen neben dem Mann im Beruf, in der Gesellschaft und in der Partei.
Daraus ergeben sich folgende Aufgaben:
  • Diskussionen über die aktuelle Politik und die Ziele der SPD in Lohmar
  • Hervorhebung besonderer frauenpolitischer Inhalte und Aspekte
  • Einbringen und Durchsetzung dieser Ziele in der Parteiarbeit und in der Gesellschaft und deren Verdeutlichung nach außen.
  • Schulung und Integration von Frauen zu verstärkter Übernahme von Funktionen und Mandaten, z.B. auch als Kandidatinnen für den nächsten Stadtrat.
Bis jetzt hatten wir als Themenpunkte und anschließende Diskussionsansätze:
  • Die Frauenbeauftragte: ihre Aufgaben und Ziele
  • Wie geht es unseren Landfrauen in Lohmar ? Ihre Arbeit, ihre Wünsche, ihre Sorgen. (Referentin Frau Weiler)
  • Die Arbeit der ASF im Rhein-Sieg-Kreis (Referentin Betina Fichtner)
  • Frauen helfen Frauen, was steht hinter diesem Namen ?
Weitere Informationen über die ASF sind auf dem Fest der Kulturen am Info-Stand erhältlich

Gez. Elke Reis da Costa
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